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26. August 2020

VergissDeinNicht No.4

Glück ist kein Zustand. Glück ist ein Augenblick. 
Dennoch jagen wir ihm hinterher, als könnten wir es für immer festhalten. Warum tun wir uns das an? Egal, welches Ziel wir im Leben verfolgen, im Endeffekt wollen wir doch alle nur glücklich sein. 

Es ist furchtbar, dass ich im Jahr 2020 davon spreche, nicht glücklich zu sein, wo ich doch alles erreicht habe, was ich immer wollte. Ich am Ende meiner Ziele angekommen und noch nicht bereit für größere Ziele. Schöne Wohnung, tolles Arbeitsumfeld, der perfekte Freund. Finanziell und sozial gibt es keine Sorgen. Doch vielleicht ist genau die Abwesenheit von Sorgen es, die mich mit dieser Leere zurücklässt. 

Materielles interessiert mich nicht. Ich will kein Auto, kein Haus, keinen Luxus. Das alles hat für mich keine Bedeutung. Eines Tages will ich Kinder und ich will diese aufwachsen sehen. Doch dafür ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt. Es ist noch viel zu früh dafür, denn momentan könnte ich mir gar nicht leisten, sie aufwachsen zu sehen, weil ich den ganzen Tag arbeiten müsste. Also brauche ich nun doch wieder Geld, obwohl mir Dinge nichts bedeuten. 

Wieder einmal bin ich an einem Punkt angekommen, wo nur noch mein Roman meinem Leben einen Sinn verleiht. Schreiben ist alles, was ihm einen Sinn gibt. Mein Beruf bringt der Gesellschaft keinen Nutzen, doch wenn ich auch nur ein junges Mädchen mit dieser Geschichte eine Freude bereiten könnte, hätte mein Leben einen Sinn. Warum also schreibe ich dann nicht in jeder freien Sekunde? 

Ich bin einfach unproduktiv. Unproduktiv im Sinne unserer Gesellschaft, der ich einen Nutzen bieten möchte. Es gab eine Zeit, da habe ich meine Träume zu Hobbies gemacht, doch damals hatte ich auch noch Zeit. In einer Spirale der Prokrastination gefangen, schaffe ich von Tag zu Tag weniger und habe zugleich täglich weniger Energie. 

Früher hatte ich so viele Hobbies: Filmen, Fotografie, Mode, DIY, Zeichnen, Lesen, Tanzen, Fitness, Basketball und Schreiben. Vor kurzem habe ich mich dabei ertappt, wie ich den Verkaufswert meiner Kamera recherchiert habe. Zugegeben, ich habe sie seit 1 1/2 Jahren nicht mehr benutzt, doch ist es nicht ein Teil meiner Identität? 

Würde ich all diese Hobbies in meine Woche packen wollen, würde ich nur noch nach Zeitplan leben, ohne Ruhephasen. Diese Hobbies machen mir Freude, versteht mich nicht falsch. Doch kann ich mir ein Leben ohne Youtube, Netflix und Social Media nicht vorstellen, dabei ist es genau das, was mich unproduktiv macht. Ist es möglich, ohne diese Zeitfresser zu leben? 

Dann hätte ich zumindest auch wieder Zeit für Sport. Fitness war während der Quarantäne mein Leben. Da hatte ich auch mehr Zeit. Und jetzt? Zum ersten Mal in meinem Leben mag ich meinen Körper. Seit dieser Erkenntnis habe ich aufgehört mit dem Sport. Denn scheinbar bin ich ja am Ziel, oder? Was soll denn noch kommen? Will ich wirklich noch trainierter werden? Ist es mir die Opfer, die es unweigerlich fordern würde, wert oder ist dies nur eine Projektion der Wünsche meines Freundes? Ich will ein Sozialleben und gutes Essen, aber ich weiß auch, dass Fitness mich ausgeglichener macht und Glückshormone ausschüttet. Vielleicht habe ich mir die Antwort auch gerade selbst gegeben: Alles in Maßen. 

Wenn Zeit nicht begrenzt wäre, würde ich keines meiner Hobbies aufgeben wollen. Auch wenn viele davon bereits längst am Verwesen sind, hänge ich an ihnen. Sie sind ein Teil von mir. Sie geben mir Unabhängigkeit und machen mir Freude. 

Ich entscheide mich, nicht mehr untätig zu sein. Vielleicht wird mir alles zu viel werden. Vielleicht wird es auch eine Produktivitätsspirale. Ich werde einen Zeitplan ausarbeiten, der sich gewaschen hat. Tschau, tschau, Zeitfresser! Hallo neuer Weg zum Glück, das sich durch viele Glücksmomente ergibt. 

Ich habe mich entschieden.
Entschieden, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und so zu gestalten, wie es mir gefällt. Nicht, wie andere von mir erwarten. Es ist mein Leben und es soll lange und gesund sein, deshalb werde ich mit diesem Fitness-Lebensstil fortfahren. Auch, damit ich weiterhin die Kleidung tragen kann, die mir Freude bereitet. Mein Leben soll ohne finanzielle Sorgen sein, deshalb werde ich meinen Beruf weiter ausüben, bis eines Tages mein Roman meine Berufung werden kann. Ich möchte eine moderne Autorin werden und mich dafür schon jetzt, auf Social Media etablieren. Dafür muss ich meinen @amateurpoetin Kanal zurück ins Leben rufen. Ein Post die Woche und eine Kolumne im Monat ist das Minimum. Dafür muss ich wiederum schreiben - und fotografieren. Instagram funktioniert nun mal übers Auge. Damit habe ich einen Großteil meiner Hobbies abgedeckt, jetzt muss ich sie nur noch in meine Wochenplanung integrieren und weder Schlaf noch mein Sozialleben zu kurz kommen lassen. 

// Ich halte euch auf dem Laufenden //